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Nachfeier in TscherbeneyFestlicher Abschluss der Seligsprechungsfeierlichkeiten in der schlesischen Heimat Kaplan Gerhard Hirschfelders am 10. Oktober 2010 in TscherbeneyDankgottesdienst in Bad Kudowa (Kudowa Zdrój) mit nahezu 2.000 Deutschen, Polen und Tschechen Zu einer Nachfeier der Seligsprechung am 10. Oktober 2010 in Tscherbeney (Czermna) hatte Bischof Ignacy Dec von Schweidnitz (Swidnica) in seinem Grußwort bei der Seligsprechungsfeier im Dom zu Münster die Gläubigen eingeladen. Auf Grund der zu erwartenden hohen Teilnehmerzahl war man auf Bad Kudowa ausgewichen und hatte dort in der offenen Wandelhalle im herbstlich leuchtenden Kurpark einen Altar aufgebaut. Mit Bussen und privaten Pkw waren zahlreiche Gläubige aus Deutschland, Schlesien und Oberschlesien sowie dem benachbarten Tschechien angereist und feierten gemeinsam mit der heute ortsansässigen polnischen Bevölkerung im Kurpark von Bad Kudowa einen völkerverbindenden feierlichen Dankgottesdienst. Bischof Ignacy Dec zelebrierte das Pontifikalamt in Konzelebration mit Großdechant Prälat Franz Jung, Münster, Bischof-Administrator Josef Kajnek von Königgrätz (Tschechien), dem Pfarrer von Tscherbeney Romuald Brudnowski und weiteren Priestern. Die Fürbitten wurden in Polnisch, Deutsch und Tschechisch gesprochen. Der bekannte Chor „Salve Regina“ aus BadSalzbrunn (Szczawno Zdrój) intonierte lateinische Gesänge, und die Gemeindelieder ertönten im Wechsel in Polnisch und Deutsch. Bischof Dec predigte in Polnisch, Deutsch und Tschechisch und begann: „Das schwerste Wort heißt nicht Szczebrzeszyn wie die Stadt im Osten Polens, das schwerste Wort heißt für viele ‚Danke‘“. „Danke“ könne jeder sagen, aber „Danken“ müsse gelernt sein. „Wir haben uns hier versammelt, um dem lieben Gott für die Seligsprechung Gerhard Hirschfelders zu danken. Der selige Gerhard Hirschfelder war seiner Herkunft nach ein Deutscher. Er ist ein Beispiel dafür, dass nicht alle Deutschen an der Seite der Nationalsozialisten standen. Er stand als Kaplan immer an der Seite der Wahrheit, an der Seite der Freiheit und der Liebe. Deswegen, sollen Sie, liebe Schwestern und Brüder aus Deutschland, stolz sein.“ „Das Licht von Kaplan Gerhard Hirschfelder erleuchtet Sie alle. Das ist eine große Auszeichnung Ihres Volkes.“ Und mit Blick auf die damalige kirchliche Zugehörigkeit der Grafschaft Glatz zum Erzbistum Prag wies Bischof Dec darauf hin, dass auch die tschechische Kirche einen neuen Märtyrerseligen bekommen habe. Und auch die Polen, vor allem das Bistum Schweidnitz, freuten sich über die Seligsprechung Kaplan Hirschfelders. „Alle drei Völker - Deutsche, Tschechen und Polen - haben einen gemeinsamen Fürsprecher bei Gott bekommen.“ Als jetziger Heimatbischof des neuen Seligen möchte er allen danken für ihre Mithilfe und ihr Gebet, welche die Seligsprechung bewirkt hätten. Er bedanke sich vor allem bei „dem lieben Herrn Großdechant Prälat Franz Jung für seinen Mut und seine Hingabe, die uns die Seligsprechung von Kaplan Gerhard Hirschfelder gebracht hat.“ Er danke allen Pilgern für deren Gebet. Er wisse sehr gut, dass seit 64 Jahren die Grafschafter zur Schmerzhaften Mutter von Telgte pilgerten. Im September dieses Jahres sei er selbst als Pilger dort gewesen und habe an der Wallfahrtskirche auf einer Wandtafel gelesen: „1946 aus der Heimat vertrieben, fanden wir hier kirchliche Heimat.“ Er habe dort für alle Pilger gebetet und sie der Muttergottes empfohlen. „Liebe Schwestern, liebe Brüder, preisen wir, loben wir Gott in dieser Eucharistie für seine Gnaden und Gaben. Danken wir ihm für die Erhebung von Kaplan Gerhard Hirschfelder zur Ehre der Altäre. Möge der Selige unser guter Fürsprecher bei Gott sein. Amen.“ Großdechant Franz Jung und Elisabeth Kynast wurden mit dem Stanislaus-Kreuz der Diözese Schweidnitz ausgezeichnet. Am Ende der liturgischen Feier spendeten sich alle, Deutsche, Polen und Tschechen, gegenseitig Lob, Dank und Anerkennung. Es wurden Blumensträuße und das Hirschfelder-Bild überreicht. Den besten Ehrerweis aber spendete Bischof Dec an Großdechant Jung, indem er ihm den öchsten kirchlichen Orden der Diözese, das „Stanislaus-Kreuz“, verlieh. Diese herausragende Auszeichnung erhielt anschließend auch Elisabeth Kynast, geborene Schmidt aus Tscherbeney (jetzt wohnhaft in Neuenrade), für ihren unermüdlichen und kreativen Einsatz. Grußworte sprachen Pfr. Brudnowski, die Bürgermeister von Bad Kudowa und Glatz sowie der Landrat. Im Anschluss an den Festgottesdienst zog die Festgemeinde in einer feierlichen Prozession betend und singend – abwechselnd in Deutsch und Polnisch - durch den herbstlich bunten Kurpark zur Grabstätte von Kaplan Gerhard Hirschfelder auf dem Friedhof im 2 km entfernten Tscherbeney zu einer feierlichen Segnungszeremonie der ergänzten Grabplatte und der neugestalteten Gedenkstätte. Segnung der neugestalteten Grabstätte. Geselliges BeisammenseinNach der abschließenden Segnung der Gedenkstätte waren alle eingeladen zu einem „internationalen“ Treffen auf der an den Friedhof angrenzenden Pfarrwiese. Sie bot genügend Platz für alle. Und so saß man dort noch für einige Stunden vergnügt zusammen, labte sich am schmackhaften polnischen Nationalgericht „Bigos“, an leckerem Kuchen, bei Kaffee und erfrischenden Getränken. Zum Glück waren viele, vor allem deutschstämmige Besucher dabei, die dank ihrer Zwei- und oft auch Dreisprachigkeit Gespräche miteinander ermöglichten. Eine RahmenveranstaltungZwei Tage zuvor hatte man in Bad Kudowa im Fürstenhof ein deutsch-polnisches Symposium anberaumt. Geschichtslehrer und Priester referierten vor Schulklassen – auch aus Tschechien waren einige dabei – mit ihren Lehrern und Lehrerinnen über Gerhard Hirschfelder, seine Zeit und sein Martyrium. Bekannte Namen wie Zdzisław Szczepaniak, Waldemar Wieja, Dr. Tomasz Blaszczyk, Dr. Boguslaw Konopka, Dr. Tadeusz Mironczuk und Prof. Tadeusz Fitych standen dort am Rednerpult. Von deutscher Seite sprach Großdechant Jung zu den Teilnehmern und Teilnehmerinnen, und Elisabeth Kynast berichtete über eigene Erfahrungen im Umfeld des Kaplans. An der neu gestalteten Grabstätte des seligen Kaplans Hirschfelder im polnischen Tscherbeney: Bischof Ignacy Dec von Schweidnitz (Mitte), links davon Großdechant Prälat Franz Jung aus Münster, rechts von Bischof Dec Ortspfarrer Romuald Brudnowski. Nachfeier zur Seligsprechung von Kaplan HirschfelderEin Tag des DankesTscherbeney. Bei der Seligsprechungsfeier für Kaplan Gerhard Hirschfelder im St.-Paulus-Dom zu Münster hatte Bischof Ignacy Dec von Schweidnitz die Gläubigen nach Tscherbeney eingeladen: In Tscherbeney hatte Hirschfelder seine erste Kaplansstelle, in Tscherbeney ist auch die Grab- und Gedenkstätte des neuen Seligen. Der Bischofseinladung waren zahlreiche Gläubige gefolgt. Das Pontifikalamt im polnischen Bad Kudowa nahe Tscherbeney wurde mit 2000 Gästen in polnischer, deutscher und tschechischer Sprache gefeiert. Bischof Dec betonte in seiner Predigt, dass durch die Seligsprechung ein heller Schein auf das deutsche Volk gefallen sei. Ein Beweis, dass sich nicht alle Deutschen vom Naziregime überwältigen ließen. Der Bischof hob hervor, wie wichtig ihm das Danken sei. Dankbarkeit sei die Erinnerung des Herzens, Dankbarkeit verbinde in Liebe den Menschen mit Gott – und Menschen untereinander. An diesem Tag solle vor allem für die Seligsprechung des Kaplans Gerhard Hirschfelder gedankt werden, der immer an der Seite der Wahrheit, der Freiheit und der Liebe gestanden habe. Kardinal Meisner habe bei der Seligsprechung im Dom zu Münster gesagt: „In der Kirche sind wir immer zuerst Kinder Gottes, Schwestern und Brüder Christi, und dann erst Mitglieder unserer Nationen.“ Als jetziger Heimatbischof des Seligen möchte er (Dec) allen für ihre Mithilfe und ihr Gebet danken, welche die Seligsprechung bewirkt hätten. Ausdrücklich dankte Bischof Dec Großdechant Prälat Franz Jung aus Münster „für seinen Mut und seine Hingabe, die uns die Seligsprechung Gerhard Hirschfelders gebracht hat“. Jung ist Visitator für Priester und Gläubige aus der Grafschaft Glatz und dem Erzbistum Breslau. Weiter erinnerte Bischof Dec daran, dass seit 64 Jahren die Grafschafter zur Schmerzhaften Mutter von Telgte pilgerten. Am 27. September dieses Jahres sei er dort gewesen und habe auf einer Wandtafel gelesen: „1946 aus der Heimat vertrieben, fanden wir hier kirchliche Heimat.“ Er habe in Telgte und einen Tag später auf dem Annaberg bei Haltern für alle Pilger gebetet. Einen besonderen Ehrerweis erteilte Bischof Dec Großdechant Jung, indem er ihm den höchsten kirchlichen Orden der Diözese, das vergoldete „Stanislaus-Kreuz“ aus Silber, verlieh. Diese Auszeichnung erhielt auch Elisabeth Kynast, die sich über Jahrzehnte um das Grab Hirschfelders kümmerte und sich im Rahmen der Vorbereitung der Seligsprechung unermüdlich eingesetzt hatte. Im Anschluss an die Feier zogen die Gläubigen in einer Prozession vom Kurpark in Bad Kudowa zur Grab- und Gedenkstätte des neuen Seligen nach Tscherbeney. Text: Günther Gröger | Foto: Marion Faber in Kirche+Leben, 16.11.2010 |
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